Heute ist Karl Koller selbstständig mit der S-Bahn ins St. Marien-Hospital gekommen. Klar orientiert, aufrecht gehend, ohne Hilfsmittel wie Stock oder gar Rollator. Daran wäre vor gut einem halben Jahr, als er das erste Mal hierherkam, nicht zu denken gewesen.

Am Anfang gehört ´ne Menge Mut dazu, wieder alleine zu gehen

Karl Koller läuft wieder
Heute ist Karl Koller selbstständig mit der S-Bahn ins St. Marien-Hospital gekommen. Klar orientiert, aufrecht gehend, ohne Hilfsmittel wie Stock oder gar Rollator. Daran wäre vor gut einem halben Jahr, als er das erste Mal hierherkam, nicht zu denken gewesen. Damals kam er liegend, kaum wahrnehmend was mit ihm und um ihn herum geschah. Heute ist er gekommen, um seine Geschichte zu erzählen und anderen Patienten Mut zu machen.

Zuerst zieht es Karl Koller auf seine Station, die A2, wo er sofort erkannt und von Therapeuten und Pflegeteam herzlich begrüßt wird. Besonders groß ist die Freude, als er hier auch gleich der Chefärztin der Abteilung für Neurologische und Fachübergreifende Frührehabilitation, Dr. Pantea Pape über den Weg läuft. „Herr Koller saß immer im Flur vor seinem Zimmer und begrüßte mich schon von weitem mit meinem Namen“, erinnert sie sich. „Er war ein besonders ehrgeiziger und zielstrebiger Patient. Wenn er einmal am Tag aufs Fahrrad sollte, trafen wir ihn gleich dreimal im Therapieraum an.“ Koller ergänzt: „Ich bin auch nicht auf Stufe eins geblieben, ich habe gleich neun eingestellt. Da hat mich der sportliche Ehrgeiz gepackt.“

Doch bevor es soweit war, hatte der Maschinenbauingenieur und ehemalige Fordmitarbeiter einen harten Weg hinter sich. „Begonnen hat alles im November letzten Jahres“, erzählt der 81jährige. Auf dem Weg zu seinem Auto sei ihm plötzlich schwindelig geworden. Er stürzte. „Mit dem Gesicht so richtig in den Dreck“. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, zur nahegelegenen Wäscherei zu fahren, wie er es vorhatte. Dort angekommen, kam der nächste Schwindel. Die beiden Damen in der Wäscherei riefen den Notarzt. Die Diagnose: Polyneuropathie mit Gangunsicherheit. Nach längeren komplikationsreichen Aufenthalten in verschiedenen Krankenhäusern, davon vier Wochen auf der Intensivstation, kam er Mitte Januar 2019 zur Frührehabilitation ins St. Marien-Hospital.

“Die haben mich hier wieder auf die Beine gebracht.”

Karl KollerPatient

“Unser Ziel war die möglichst umfassende Wieder-Teilhabe an allen Lebensbereichen durch die multimodale, intensive sowohl akutmedizinische als auch frührehabilitative Behandlung”

Dr. Pantea PapeChefärztin der Klinik für Neurologische und Fachübergreifende Frührehabilitation

Bei Karl Koller klingt das etwas anders: „Zuerst sind wir mit dem Rollator unterwegs gewesen, dann nur mit einem Stock, und schließlich ging es die Treppe rauf und runter.“ Das sei Training für ihn und zugleich auch für die Therapeutin gewesen, erinnert sich der humorvolle alte Herr spitzbübig. Schließlich habe er gelernt, ganz ohne Hilfsmittel vorwärts, rückwärts und seitwärts zu gehen. Was banal klingt, ist harte Arbeit für Patient und Therapeuten. „Angst zu fallen hatte ich nicht. Es war ja immer jemand da, der mich aufgefangen hätte. Das war wichtig, denn ich musste ja erst wieder das Vertrauen in meine Fähigkeiten zurückgewinnen.“

Der Vater einer Tochter und zweifache Opa hat es geschafft. Er ist stolz darauf und erzählt seine Geschichte gern, um allen Mut zu machen, die noch um jeden Schritt kämpfen. Es geht. Auch im hohen Alter von immerhin 81 Jahren!

Nach dreieinhalb Wochen stationärer Frührehabilitation folgten drei weitere Wochen stationärer Anschluss-Reha. „Dort bekam ich noch den letzten Schliff für die Rückkehr in mein normales Leben.“ Besonders gut habe ihm gefallen, „dass wir mit dem Rollator auch rund um das Gebäude unterwegs waren.“ Es sei keineswegs einfach, damit den Bürgersteig hoch und runter zu kommen.

Jetzt lebt Karl Koller wieder zu Hause in seiner eigenen Wohnung und ist völlig autark in der Stadt unterwegs. Den Rollator nimmt er nur noch zum Einkaufen mit. Tragen fällt ihm noch schwer. „Aber das wird auch noch!“

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